„In der plattdeutschen Reihe „Dat kannst´ mi glööven“ im NDR Radio Niedersachsen gestaltet Peter Kossen in der Zeit vom 16.-20. März 2020 die täglichen Mittagsandachten um 14.15 Uhr zum Thema Würde und Gerechtigkeit. Er vergleicht die Arbeitsmigration der „Hollandgänger“ im 18. und 19. Jahrhundert mit der Situation der ost- und südosteuropäischen Arbeitsmigranten heute. „Die Heimat der Arbeitsmigranten von damals, meine Heimat, ist heute zum Schauplatz moderner Sklaverei geworden“, so Kossen. „Man könnte annehmen, dass Menschen aus Rumänien und Bulgarien im Oldenburger Land und im Münsterland Fürsorge und Wertschätzung erfahren. Ihre Schwerstarbeit in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen, bei Gebäudereinigern und bei Paketdiensten will hier ja sonst auch keiner tun. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Wie Maschinen werden Frauen und Männer angemietet, verschlissen und aussortiert, ausgebeutet, betrogen und gedemütigt – Wegwerfmenschen statt Mitbürger!“ Schwere Menschenrechtsverletzungen gebe es in unserem Land tagtäglich hunderttausendfach an dieser Gruppe von Mitbürgern, so Kossen. „Moderne Sklaverei ist die Wirklichkeit.“ Er nennt Unternehmen beim Namen: „Wenn der Wernsing-Feinkost-Konzern immer schon ohne Werkvertragsarbeiter auskommt und die Großschlachterei „Böseler Goldschmaus“ die Arbeiter fest anstellt und ihnen Wohnungen baut, warum dann nicht Tönnies, Heidemark, Plukon, Wiesenhof, Geestland, Sprehe, Westfleisch, Vion, Danish Crown und die Meyer-Werft?“ Kossen ruft die Arbeitsmigranten zu Streiks auf. „Erst wenn sie die Sklavenarbeit verweigern, werden die Unternehmen und wird die Gesellschaft spüren, was sie an diesen Menschen haben, wie würdelos und ungerecht die Ausbeutung und Abzocke dieser Frauen und Männer ist.“ Kossen regt an, dass Gruppen und Personen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, in Erwägung ziehen, Ihr Engagement auszuweiten auf die große Gruppe der Arbeitsmigranten. „Die Fachkenntnisse darüber, was zu einer gelingenden Integration in die Gesellschaft nötig ist (Wohnungen, Sprachkurse, Behördenkontakte, informelle Treffpunkte, Ausbildungsplätze, Zugang zu Sportvereinen und anderen Freizeitaktivitäten…) – diese Fachkenntnisse bringen die Engagierten der Flüchtlingshilfe mit. Und die Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa brauchen sie so dringend und finden bisher fast nichts davon vor!“ Und er zitiert eine Dame, die in Lengerich sehr engagiert ist im Sportbereich und die beobachtet: „Die geflohenen Menschen finden den Weg in unsere Sportvereine, die Arbeitsmigranten nie.“
Kossen erinnert an die Aussage Dietrich Bonhoeffers, es könne die Situation eintreten, in der es für die Kirchen darauf ankäme „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“ Dann müsse die Kirche genau dort stehen, sagt Kossen, und Widerstand leisten gegen Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt. Denn „eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“. Dieser Dienst bedeute, denen zu helfen, die unter die Räder geraten sind, und die Räder moderner Sklaverei anzuhalten.
„Christentum heißt: Aufbegehren gegen Unrecht und Streiten und Streiken für Würde und Gerechtigkeit!“ “
Peter Kossen – Kolpingstraße 14, 49525 Lengerich – 05481 8461592 (kossen@bistum-muenster.de)
Siehe dazu auch die Beiträge bei Labournet.
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